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Beyond-Burger
Vegetarische und vegane Fleischalternativen gibt es inzwischen viele. Nicht alle schmecken tatsächlich fleischähnlich oder gar genauso wie Fleisch. Bei den „Beyond-Fleisch-Burgern“, der dritten Generation von „Fleischersatz“, soll das anders sein: Geschmack, Form, Farbe, Textur und Konsistenz sollen Fleisch-Bratlinge zum Verwechseln ähnlich sein. Kommerzielle Markenprodukte von „Beyond-Fleisch-Burgern“ gibt es in Deutschland erst seit kurzer Zeit. Die Nachfrage ist aber bereits enorm. Ihre fleischähnliche Konsistenz und Brateigenschaften verdanken sie einem Eiweisisolat aus Erbsen, Soja oder Weizen. Rote Beete Saft wird u.a. eingesetzt um den Fleischsaft zu imitieren und das Patty saftig hält. Weitere Zutaten sind Pflanzliche Öle, verschiedene Aromen, Stabilisatoren und Antioxidantien – ohne Zusatzstoffe kommen die veganen Bratlinge also nicht aus.
Lupineneis
Zu den markantesten Eiweißpflanzen hierzulande zählt die Lupine, ihr Samen hat einen Eiweißgehalt von 35%. Mit der Blauen Süßlupine Lupinus angustifolius fanden Forscher eine Sorte, die kaum Bitterstoffe (Alkaloiden) enthält, unter hiesigem Klima auch auf mageren Böden gut wächst, gegen viele Krankheiten resistent ist und somit für die Lebensmittelindustrie interessant geworden ist. Als Stickstoff-Sammler ist die Lupine ein „Boden-Verbesserer“ und muss nicht gedüngt werden. Inzwischen werden verschiedene Lupinen-basierte Lebensmittel entwickelt. Das erste kommerzielle Produkt ist ein Speiseeis, das in Supermärkten erhältlich ist. Es ist sowohl für Vegetarier*innen und Veganer*innen als auch für Allergiker*innen interessant.
Haferdrinks
Aus Lupinen, Soja, Hafer, Mandeln, Reis und anderen Saaten werden inzwischen vielfach Getränke hergestellt, die als Alternative zu Milch verwendet werden können. Die Anwendungsmöglichkeiten gehen dabei über Milchgetränke (z.B. im Kaffee oder Müsli) hinaus und bieten im zunehmenden Maße Alternativen zu klassischen Molkereiprodukte wie Joghurt (z.B. aus Hafer, Soja, Kokos), Käse ( z.B. aus Lupinen, Mandeln, Cashews), Crème Fraîche (z.B. aus Hafer) usw. Die erhöhte Nachfrage nach rein pflanzlichen Produkten führt mehr und mehr zu einem attraktiven Angebot, das für alle Konsument*innen zugänglich ist.
Insektenriegel
Mehr als 2.100 unterschiedliche Arten von Insekten und Spinnen werden derzeit weltweit konsumiert. Insekten weisen einen weit geringeren ökologischen Fußabdruck auf als Rinder, Schweine oder Hühner. So produzieren Grillen pro Kilo Protein nur 1% der CO₂-Emissionen verglichen mit Rindfleisch. Ein Ernährungswandel weg vom klassischen Fleisch hin zu Insekten wäre so aus ökologischer Sicht sehr wünschenswert. Doch sowohl geschmacklich als auch vom „Ekelgefühl“ gibt es gerade in den europäischen Kulturen erhebliche Abneigungen gegen den Verzehr von Insekten. Abgesehen von Kuriositäten, wie Burger, Energieriegel, Insekten (lebend oder getrocknet) „am Stück“ bis hin zu vielfältig verwendbarem Insektenmehl, werden Insekten derzeit primär als Futtermittel für die klassische Fleisch- und Fischzucht ins Gespräch gebracht (z.B. anstelle von importiertem Soja). Aber auch in vielen anderen Produkten der Bioökonomie könnten und werden in Zukunft Insekten enthalten sein – etwa Insektenöl in Kosmetika oder in Kraftstoffen oder Chitin in Plastikersatzstoffen.
Kleider aus Holz
Sicher haben sich unsere frühen Vorfahren mit Rinde vor Wind und Wetter geschützt. So kann sich Kleidung aus Holz aber natürlich nicht vorgestellt werden. Moderne Holzkleidung wird fein-säuberlich aus Holzfaser-Garn gewoben. Holzbasierte Fasern verbrauchen bis zu 20-mal weniger Wasser als herkömmliche Baumwollfasern. Zudem kann bei Bäumen im Gegensatz zu Baumwollpflanzen auf Pestizide und Dünger verzichtet werden. Da Bäume auch in unseren Breiten wachsen, könnten Transportwege minimiert werden. Abgesehen von den positiven Umweltaspekten, verfügt Holzkleidung angeblich über Eigenschaften, die bei Kleidung eine elementare Rolle spielen: Der Stoff ist atmungsaktiv und temperaturausgleichend. Feuchtigkeit wird vom Stoff überaus schnell aufgenommen und direkt wieder an die Luft abgegeben. So kühlen Holz-Shirts bei Wärme und wärmen bei Kälte. Sicher kann man Holzkleidung auch mit einem schicken Rindenmuster bedrucken.
Leder und Kleider aus Pilzfasern
Es gibt schier unzählige verschiedene Pilzarten mit großartigen Eigenschaften, deren Nutzung und wirtschaftliche Potentiale allerdings bisher noch kaum entwickelt wurde. Pilzfasern können z.B. zu Kleidung verarbeitet werden. Hierzu wird u.a. der weit verbreitete Zunderschwamm verwendet, den auch schon Özi kannte. Der flauschig-weiche Grundstoff heißt Trama und war früher ein bekanntes Textilmaterial. Heute ist das Handwerk, aus Trama Kleidung herzustellen, fast ausgestorben. Möglicherweise erleben Pilze als Textilrohstoffe durch den aufstrebenden Veganismus aber einen erneuten Aufschwung. Aus dem Myzel von Waldpilzen, also aus ihrem Wurzelgeflecht lassen sich nämlich auch vegane Leder-Ersatzprodukte herstellen. Diese werden mit Abfällen aus der Landwirtschaft gefüttert, wobei daraus bereits Möbel, Schuhe und alle möglichen anderen Lederprodukte gefertigt werden.
Schuhe aus Fischhäuten
Fischhäute sind ein Abfallprodukt der Aquakultur und der Fischerei und werden meist entsorgt. Tatsächlich lassen sie sich allerdings gerben und zu attraktivem Leder verarbeiten. Ein Schuh mit einem Stör-Muster oder eine Jacke aus schillerndem Lachsleder sind durchaus schick und werden bei feuchtem Wetter auch nicht schleimig. Etliche, vor allem kleine Betriebe, haben sich auf Fischleder spezialisiert und bedienen einen hochpreisigen Markt mit ungewöhnlichen Schuhen und anderen Lederprodukten.
Kleider aus Algen
Viele unserer Gewässer sind überdüngt und diverse Algen fühlen sich darin sehr wohl. Diese Algen können mit gutem Gewissen geerntet werden, um aus ihren Fasern Kleidung herzustellen. Algenkleidung wird inzwischen von zahlreichen Herstellern angeboten. Derzeit liefern Algen zwar nur einen Teil der Fasern, nichtsdestotrotz bestehen oft schon fast 50% des Produktes aus Algenfasern. Meist werden die Fasern aus Tangen, also Meeresalgen, hergestellt. Sie riechen nicht fischig und fallen auch nicht auseinander, wenn es regnet. Die in den Algen enthaltenen Wirkstoffe sollen zudem die Zellregeneration fördern und Juckreiz und Hautkrankheiten (wie Neurodermitis) lindern. Sollten sich die beworbenen Eigenschaften des „gesündesten Shirts der Welt“ bewahrheiten, so stehen Algenfasern sicher eine große Zukunft bevor.
Florfliegenseide aus Bakterien
Florfliegen sind kleine grüne Fliegen mit goldenen Augen, die Blattläuse fressen. Ihre Eier befestigen sie auf bis zu 10 mm langen, extrem biegsamen Stielen – aus einem ausgehärteten Proteinsekret – auf Blattoberflächen. Diese Ei-Stiele, oder besser gesagt, diese Florfliegenseide, ist äußerst biegsam und stabil. Die mechanischen Eigenschaften der Ei-Stiele wurden biotechnologisch als Faser nachgebildet. Mit Hilfe von Bakterien lässt sich die Florfliegenseide biotechnologisch nun auch im großen Maßstab herstellen und findet ihre Anwendung in der Medizintechnik sowie als Verstärkungsfaser für den Leichtbau, also beispielsweise bei der Herstellung von Autos, Flugzeugen oder Schiffen.
Alternative Verpackungen
Dass überhaupt noch Verpackungsmaterial aus Kunststoff hergestellt wird, muss überraschen. Denn es gibt bereits heute zahllose Alternativen. Faserguss-Verpackungen zum Beispiel: faserhaltiges Material wird entsprechend der Form des zu verpackenden Artikels in eine passgenaue Verpackung „gegossen“, die das Produkt optimal schützt und gleichzeitig Material einspart. Faserguss-Verpackungen kann man direkt aus nicht anderweitig genutzten Agrarabfällen pressen. Optional können auf diesen Abfällen Pilze gezüchtet werden, die die Form der Verpackung verbessern und stabilisieren. Am Ende des Tages können diese bioökonomischen Verpackungsmaterialien einfach kompostiert werden.
Papier aus Gras
Das erste Papier wurde aus Papyrus hergestellt – einem Gras, das in Sümpfen wächst. Seither ist die Nachfrage nach Papier enorm angestiegen. Heutzutage wird es vor allem aus Holz produziert. Aber Papier kann (wieder) aus Gras hergestellt werden – und zwar aus dem Gras, dass mehrmals im Jahr von Wiesen gemäht werden kann. Das Graspapier eignet sich vor allem für Verpackungsmaterialien und Kartonagen. Es kann aber auch für den Digital- und Offset-Druck, für Broschüren, Etiketten, Booklets und Visitenkarten verwendet werden.
Autoreifen aus Löwenzahn
Autoreifen wurden früher ausschließlich aus Kautschuk hergestellt – dem Saft des Hevea-Baumes, der auch heute in den Tropen noch großflächig angebaut wird. Darüber hinaus eignen sich weitere Pflanzen, die klebrige Säfte produzieren, wie beispielsweise der Löwenzahn. Die Firma Continental hat einen ersten Versuchsreifen vorgestellt, der zum Teil aus Kautschuk und aus Löwenzahn besteht. Hierfür wurde extra eine besonders ertragreiche und robuste Variante des russischen Löwenzahns gezüchtet. Langfristiges Ziel ist es, eine ökologisch, wirtschaftlich und sozial sinnvolle Lösung für die steigende Nachfrage nach Naturkautschuk zu finden, die die Anbaugebiete für den traditionellen Kautschukbaum in den Tropen entlastet. Dabei kann der Kautschuk-Löwenzahn auf bisher ungenutzten Flächen in den gemäßigten Breiten Europas – und damit in geografischer Nähe zu den europäischen Reifenwerken – angebaut werden. Somit vermindern sich Logistikaufwand und Umweltbelastung deutlich.
Kunststoffe sind in unserer Lebenswelt allgegenwärtig und viele davon lassen sich aus bioökonomisch produzierten Rohstoffen herstellen. Dies können Kunstfasern sein, aber auch klassische Kunststoff-Artikel wie Besteck, Teller, Papier und vieles mehr. Hier gibt es noch viel Entwicklungspotential. Materialeinsparung, Monomaterial und Recyclingfähigkeit sind die Schlagwörter der Zukunft. Als Monomaterial-Verpackungen werden Verpackungen bezeichnet, die nur aus einer Materialart bestehen, um dadurch die Müllsortierung und somit auch die Recyclingfähigkeit zu verbessern.
Leder und Kleider aus Pilzfasern oder Fischhäuten, Kleidung aus Holzresten oder Algen sind heute schon Realität. Zur Herstellung von Kleidung geeignete Fasern lassen sich aus einer unglaublichen Vielzahl von bioökonomischen Rohstoffen entwickeln, die von Schafen bis hin zu Bakterien reichen. Heute hat sich vor allem im Fashion-Bereich ein Markt für diese Alternativprodukte entwickelt, von denen einige durchaus marktreif sind. Viele davon gelten mittlerweile modisch und schick.
Im Ernährungsbereich gibt es große Herausforderungen, aber auch viele innovative Ideen und Produkte. Produkte, die uns beispielsweise neuerdings beim Einkaufen immer wieder begegnen, sind der Beyond-Burger, Lupineneis, Hafermilch oder Insektenriegel. Generell gilt: Regionale Lebensmittel brauchen weniger Transport und damit weniger Benzin. Vegane Ernährung produziert weniger Treibhausgase, verbraucht weniger Fläche und schont das Grundwasser. Und nicht zuletzt sind auch bei den Lebensmittelverpackungen Plastikalternativen, Ressourceneffizienz und Kreislauffähigkeit gefragt. Je weniger tierische Produkte, je kleiner die Tiere, je regionaler und je weniger verpackt, desto ökologischer ein biobasiertes Wirtschaften.